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Toskanische Biere sind eine Klasse für sich

  • Stellen Sie sich vor, Sie eröffnen eine Brauerei. Ihr erstes verkauftes Bier wird wahrscheinlich in einer Kneipe gezapft. Der Zapfhahn wurde vorher von einer anderen Biersorte genutzt, das heißt Ihr erstverkauftes Bier geht auf Kosten einer anderen Sorte.

    Jetzt stellen Sie sich vor, Sie sind ein toskanischer Bierbrauer. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Ihr erstes Bier in einem Restaurant verkauft wird, als Alternative zu einem lokalen Wein. Die Gäste trinken ihr Bier vermutlich zu einem Essen.

    Diese Wahrscheinlichkeit beeinflusst alles was toskanische Brauereien tun, vom Geschmack des Bieres, über den Alkoholgehalt bis hin zur Verpackung. Aus diesem Grund sind die italienischen Craft-Biere einzigartig.


    In toskanischen Bieren werden häufig altvertraute Getreidesorten verwendet. Foto: Villaggio della Birra

    Der internationale Craft-Beer Trend stammt aus den USA, inspiriert von Brauereitraditionen aus Großbritannien, Belgien, Deutschland und Tschechien. Obwohl es ja eigentlich um handgemachte Braukunst gehen soll, sieht die Realität inzwischen fast überall gleich aus. Egal wer, egal mit welchem Hintergrund, fast jeder ehrgeizige Jungbrauer versucht amerikanische Indian Pale Ales, deutsche Berliner Weiße oder britische Golden Ales herzustellen. Nicht so in Italien, und noch weniger in der Toskana.

    Klar, hippe Brauereien wie die Chianti Brew Fighters bieten Stil, Qualität und Klassiker wie Irish Porter und belgische Ales. Aber der Charme der italienischen Küche stammt von der Nutzung regionaler Produkte. Toskanische Bierbrauer erkennen, dass auch sie Teil der Tradition sind.

    Birrificio La Petrognola bietet eine große Auswahl, sowohl an internationalen Klassikern, aber auch das preisgekrönte Bier Marron (6,5% Alkoholgehalt), welches auf den berühmten regionalen Kastanien basiert.

    Der Großteil heutiger Biere basiert auf Gerste, aber in der Toskana werden noch viele historische Getreidesorten angebaut. Farro (Dinkel) hat eine tragende Rolle in der regionalen Küche. In Bieren wie Petrognolas 100% Farro (4% Alkoholgehalt) oder dem Toscana Farro E Miele (6% Alkoholgehalt) von Birrifico Math sorgt Dinkel für einen weichen und leicht würzigen Geschmack, ähnlich dem belgischem Weizenbier, aber doch ganz einzigartig.

    La Stecciaia führt den Versuch noch weiter und nutzt zum Beispiel im Senatrice Ale (6,8% Alkoholgehalt) eine alte Variation des Hartweizens, welche Würze und Champagner-ähnlichen Sprudel einbringt. Andere Sorten verwenden Hafer oder Zweikorn.

    Diese Biere ergänzen den Wein häufig, ohne in direkte Konkurrenz zu treten, und passen zur regionalen Küche. Restaurants wie das Papposileno bieten die Möglichkeit herauszufinden, wie ein Bier – zum Beispiel das Bastarda Rossa (6,5% Alkoholgehalt) – die Geschmacksnoten der Pappardelle mit Rind beeinflusst, und dass diese anders zur Geltung kommen als mit einem kräftigen Chianti Wein.

    Lange Zeit wurde Bier als von der kulinarischen Welt abgeschnitten wahrgenommen, als Außenseiter, als nicht gut genug. Vielleicht sind es gerade die Biere aus der Weinregion, die diesen Eindruck ändern und verblassen lassen können, und dem Bier seinen wohlverdienten Platz am Esstisch bescheren.


     

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